In der heutigen Zeit sind Fertighäuser eine beliebte Wahl für viele Immobilienbesitzer. Doch es gibt ein oft übersehenes Problem: die Bildung von Chloranisolen. Diese Verbindungen können zu unangenehmen Gerüchen in der Raumluft führen. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen und Auswirkungen in Fertighäusern.
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Was sind Chloranisole?
Definition und chemische Struktur
Hierbei handelt es sich um flüchtige organische Verbindungen. Als chemische Verbindungen zeichnet sich Chloranisol durch die Anwesenheit von Chloratomen am Benzolring und einer Methoxygruppe (-OCH3) aus. Je nach Struktur werden verschiedene Chloranisole unterschieden, deren Hauotvertreter abgekürzt auch als TCA, TeCA und PCA bezeichnet werden,
Entstehung von Chloranisolen in Fertighäusern
Bestimmte Schimmelpilze und Bakterien können die in Holzschutzmitteln (z.B. PCP und Lindan) enthalteten chlorierten Phenole für ihren Stoffwechsel nutzen, was zur Bildung von Chloranisolen führt.
Feuchtigkeit und moderate Temperaturen begünstigen diesen Prozess. In älteren Fertighäusern, in denen der chemische Holzschutz dem Stand der damaligen Technik entsprach, kann dies zu einer Anreicherung in der Raumluft führen, die sich durch einen charakteristischen muffigen Geruch bemerkbar macht, der auch als „Fertighausgeruch“ bezeichnet wird. Da die sogenannten Geruchsschwelle sehr niedrig ist, entstehen relativ schnelle wahrnehmbare Gerüche.
Gerüche und Schadstoffe im Fertighaus
Fertighausgeruch durch Chloranisole
Der charakteristische Fertighausgeruch, der oft als muffig-schimmelig wahrgenommen wird, kann meist direkt auf die Anwesenheit von Chloranisolen zurückgeführt werden. Diese Geruchsstoffe setzen sich in der Innenraumluft ab und sind für die unangenehme Geruchsbelastung verantwortlich. Der Geruch wird oft auch mit einem leichten Schimmelgeruch verwechselt. Die Geruchsbelastung durch Chloranisole kann nicht nur die Wohnqualität beeinträchtigen, sondern auch auf eine potenzielle Schadstoffbelastung wie z.B. durch Holzschutzmittel wie PCP hinweisen.
Gesundheitsschädlich oder nicht: Auswirkungen auf die Raumluft
Nach dem derzeitigem Stand der Wissenschaft gelten Chloranisole selber als nicht gesundheitsschädlich, aber Sie weisen indirekt auf eine bestehende Belastung im Luftpfad in Fertighäusern hin. Es gibt jedoch auch Studien, die zu einem anderen Schluss kommen (Link zu weiterem Blogartikel). Der Geruch setzt sich bei starker Belastung jedoch oft in Textilien, also auch der Kleidung, fest. Damit ist ist nicht nur die Immobilie, sondern auch das erweiterte Umfeld der Bewohnern/innen betroffen. Wir hatten beispielweise eine Kundin, die schon seit vielen Jahren in einem in Holzständerbauweise errichteten Haus lebte und den Geruch selber nicht mehr wahrnahm. Durch Zufall las sie über den Fertighausgeruch und ließ die Chloranisole von uns messen. Als sich die Belastung mit hohen Messwerten bestätigte und die Kundin mit Nachbarn und Kollegen darüber sprach, rückten diese mit Ihrer Wahrnehmung heraus, dass man sie geruchlich oft als muffig wahrnahm.
Holzschutzmittel und weitere Schadstoffe in älteren Fertighäusern
Neben Chloranisolen gibt es in älteren Fertighäusern häufig auch andere Schadstoffkonzentrationen wie Pentachlorphenol, Formaldehyd, Lindan, Dichlofluanid und Schimmelpilze. Diese können ebenfalls zu einer schlechten Raumluftqualität führen und sind im Gegensatz zur Chloranisol auch schädlich.
Sanierung von Schadstoffen und Gerüchen
Methoden zur Beseitigung von Chloranisolen
Als langjährigeHolzbausachverständige haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich Schadstoffkonzentrationen im Gebäude handhaben lassen. Die Sanierung von Chloranisolen erfordert lediglich gezielte Maßnahmen zur Beseitigung der Verursacher. Zu den effektivsten Methoden und günstigsten Methoden gehört die Belüftung der Räume, die dazu beiträgt, die Konzentration dieser Geruchsstoffe in der Raumluft stark zu reduzieren. Eine umfassende Sanierung schließt auch die Überprüfung und gegebenenfalls den Austausch oder die Absperrung von belasteten Materialien mit Schutzanstrichen um die Belastung zu verringern. Spannend und vielversprechend sind relativ neue und innovative reaktive Vliesstoffe, welche mehrer Schadstoffe nahe der Quelle „einfangen“ und die empfunde Belastung damit zu Abbau der Belastung beitragen. Das ist eine Innovation aus Schweden, dem Holzbauland Nr. 1 in Europa (c-trap). Das Vlies lässt sich wie eine Tapete auf die Wand aufbringen.
Tipp: Sofern Sie ein Fachunternehmen mit der Sanierung beauftragen möchten, empiehlt sich bei Vertragsschluss ein überprüfbares Sanierungsziel zu vereinbaren (z.B. Messwert im Inneraum unterhalb der Geruchsschwelle von xx ng/m³). Wenn dann nach den Arbeiten die Intensität des Geruchs immer noch wahrnehbar ist, ist das vereinbarte Ziel nicht erreicht). Hierzu empfehlen wir einen interessanten Artikel von der Webseite www.ingenieur.de.
Praktische Tipps zur Verbesserung der Raumluftqualität
Um die Raumluftqualität in Fertighäusern zu verbessern, sollten regelmäßige Lüftungsmaßnahmen durchgeführt werden, welche die Belastung auf unbedenkliche Niveaus senken können. Dies umfasst als Basis die vollständige Öffnung der Fenster 2-3x pro Tag für 10-15 Minuten. Relativ preiswert lässt sich das nachträglich mit einer dezentralen Lüftungsanlage automatisiert lösen. Damit wird der Raum permanent gelüftet und die Luft dabei gefiltert und sogar die Wärme zurückgewonnen. Hierzu stehen fertige Lösungen zum Einbau bereit, die sich auch durch erfahrene Heimwerker einbauen lassen. Darüber hinaus ist es ratsam, die Quellen unangenehmer Gerüche und Schadstoffkonzentrationen zu identifizieren und diese dann zu beseitigen oder zu isolieren. Eine regelmäßige Reinigung der Innenräume trägt auch dazu bei, die Geruchsbelastung zu minimieren.
Ratschläge wie Sie Chloranisole in der Raumluft vor dem Kauf erkennen können?
Da unsere Geruchswahrnehmung sehr unterschiedlich ist, sollten Sie bei mindestens einer Besichtigung darauf bestehen, dass Fenstern und Türen seit mindestens 8 Stunden geschlossen sind, also lange Zeit nicht gelüftet wurde. Damit wird die Wahrnehmung erleichert und eine Situation geschaffen, die durchaus typisch für den morgendlichen Geruchseindruck in einem Haus aus Sicht der Bewohner ist.
Verkäufer sind auch verpflichtet, Auskunft über bekannten negative Sachverhalten zu geben. Fragen Sie also aktiv nach, ob das Vorhandensein einer Raumluftbelastung mit Chloranisolen, Holzschutzmitteln und Formaldehyd bekannt ist oder gar schon einmal gemessen wurde. Im Sinne einer späteren Haftung hilft auch schon die Frage, ob andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld die Bewohner auf einen muffigen Geruch im Haus angesprochen haben.
Das kann man auch gut in einer Email schriftlich zusammenfassen wie z.B. „…wir haben verstanden, dass im Haus keine bekannte Belastung mit Schadstoffen vorliegt oder Gerüche auffällig waren…“. Denn in einem Urteil des Landgericht Offenburg (Az.: 2 O 305/18 vom 31.01.2020) wurde den Käufer wegen des Verschweigens eines Sachverhaltes eine Rückabwicklung zugesprochen.
Lassen Sie im Zweifel eine Raumluftmessung durch einen Sachverständigen durchführen. Damit haben alle Beteiligten die nötige Gewissheit. Gerne beraten wir Sie dazu. Auch ein Selbsttest ist besser als gar keine Messung (nehmen Sie aber dann auf jeden Fall das Angebot eines professionellen Labors in Anspruch wie z.B. DIY Kit von Envichem).
Gesundheitsgefährdungen durch Schadstoffe
Langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit
Die langfristige Exposition gegenüber Schadstoffen kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Studien zeigen, dass Bewohner, die über längere Zeit einer hohen Konzentration ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, Allergien und sogar chronische Erkrankungen entwickeln können. Es ist entscheidend, die Luftqualität in den Innenräumen regelmäßig zu überwachen, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
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